Die Nacht der Nächte: So war 10 Jahre lunastrom

10 Jahre lunastrom ist vorbei und wir befinden uns wieder mitten im Post-lunastrom-Loch. Dieses fiese Ungetüm frisst einen immer auf, wenn die Nacht der Nächte nach monatelanger Vorbereitung schließlich in Lichtgeschwindigkeit an einem vorbeifliegt. Aber immerhin ging unser Geburtstag in der Schlafwagenfabrik nicht nur uns, sondern auch unseren Gästen viel zu schnell vorbei. Zeit für einen Rückblick.

Eine Freundin drückte es am Samstag so aus: „Die Nacht ist viel zu kurz um hier alles angemessen zu genießen und auszuprobieren!“ Recht hat sie, bei all den Beschäftigungsmöglichkeiten und Entdeckungsreisen konnte man sich leicht verlieren. Da wäre an erster Stelle natürlich die LSD-Maschine unseres Deutsch-Österreichischen Psychologenteams, an der die ganze Nacht ein Andrang herrschte, wie beim Eismann in der Spielstraße. Irgendwann mussten wir sogar Nummern verteilen, wir hoffen aber sehr, dass doch jeder in den Genuss der Licht-Optik gekommen ist. Eure Erfahrungen und „Visionen“ mit dem Ding könnt ihr uns gerne in den Kommentaren mitteilen!

Aber daneben gab es ja noch so viele weitere Dinge zu entdecken, ein kleiner Rundgang in Gedanken: Angefangen bei Marcs Modell-Eisenbahn, die im Eingangsbereich ihre Runden drehte und der Licht- und Nebelschranke, die nicht nur der SZ als Fotomotiv diente, zu Elvira Auers informativer Ausstellung über die Geschichte der Schlafwagenfabrik. Danach der Bettenraum in der Fabrikhalle, eine Liegefläche die mit Postrock-Installation und Projektionen auf den geschwungenen Stoffbahnen zum Träumen mit offenem Augen einlud. In der lunastrom-Ausstellung „10 Jahre unter Strom“ konnte man sich mit den Vorher-Nachher-Bildern und der 200 Fotos umfassenden Collage ebenfalls lange aufhalten. Ride-Sänger Mark Gardener, der übrigens selbst zu Ride auf der Tanzfläche gesungen und getanzt hat, stand irgendwann vor dieser Sammlung aus Bildern und Songtexten mit den Worten: „Now it all make sense“. In dem kleinen Raum auf der Galerie konnte man sich zudem mit Kreide, Pinsel und Stiften selbst kreativ betätigen, was ihr ausgiebig genutzt habt. Die schönsten Gästebucheinträge werden wir hier noch veröffentlichen.

Wirklichen Ausstellungscharakter bekam lunastrom diesmal mit den Installationen von Philipp Artus, Matthias Singer (507nanometer) und Joasinho. Bei den Spiegel-Lichtern, die auf die Menschen im Raum reagierten und Artus hypnotischem Snail Trail wurden Lichtkunst und Spieltrieb vereint. Die „Kreisenden Linien“ wurden von einer besorgten Mutter zwar kurz für Kreissägen gehalten, waren aber ganz ungefährlich. Eine der eindrucksvollsten Installationen fand im Wagenraum statt, der zuvor noch als Konzertbühne für das Klassikkonzert mit Julia Bassler diente. Die schwingenden Lampen (die übrigens nicht angestoßen werden müssen, worum sich irgendwann ein verwirrter Gast kümmern wollte), die roten Spots, die flackernden Neon-Röhren und die Diskokugel tauchten diesen unglaublichen Raum immer wieder in andere Licht-Stimmungen. Magisch.

In der Polsterei, beziehungsweise dem Haupttanzraum, sorgte neben unserer sowieso immer sehr aufwändigen Tanz-Lichtshow die Installation „NEON4“ für offene Münder. Die Konstruktion aus Neonröhren, die sich perfekt proportioniert durch den Raum zieht und sogar das Fenster sprengt, ist unser Geschenk an die Schlafwagenfabrik. Auch der kleine Schwarzlichtraum von Matthias mit dem Schmetterlingsschwarm von Tabea war immer wieder einen Blick wert. Und dann gab es natürlich noch den „geheimen“ Gang in den überirdisch schönen Kesselraum, der allerdings schon ab der ersten Stunde nicht mehr geheim war. Ein bisschen stolz sind wir ja schon auf euch, dass ihr das mit dem „Entdecken“ so schön verinnerlicht habt, leider war die superenge Wendeltreppe einfach zu gefährlich, um sie für 600 Leute zu öffnen. Das geheime Highlight im Kesselraum war die Soloimprovisation von Julia Bassler, die die Wasserprojektionen in der Kathedrale mit ihrer Geige zum Schwingen brachte. Ein einmaliges Erlebnis, oder besser zweimalig, denn ab drei Uhr wollte auch sie die Party genießen, was wir natürlich verstehen können und ihr hoffentlich auch. Von der Killing-Moon-Area konnte man den Raum über einen „Balkon“ allerdings die ganze Nacht bewundern. Dort trafen sich zum Schluss gegen acht Uhr früh auch die verbliebenen Partygäste zum letzten Tanz, bis der Bettenraum schließlich zu einem Schläfchen einlud.
Was bleibt zu sagen? Danke! Danke an die Künstler, die Helfer, die Gäste. An einfach alle, die mitgemacht und diese Erfahrung ermöglicht oder sich darauf eingelassen haben. Es war wundervoll.

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