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Es wird laut: 93MillionMilesFromTheSun

Man ist ja nicht jeden Tag in My-Bloody-Valentine-Stimmung, aber die oft ebenfalls relativ anstrengenden 93MillionMilesFromTheSun können einen dazu bringen. Mit Sicherheit liegt unter all den Gitarren, Hall und Verzerrern immer eine wunderschöne Melodie begraben. Schon das Debütalbum von vor zwei Jahren war ein Volltreffer, gerade ist der zweite Longplayer, „Northern Sky“ erschienen, der genau diese Vorzüge wieder aufweist. Das unglaubliche „Close My Eyes“, das aus unerklärlichen Gründen noch in letzter Sekunde vom Album geflogen ist, hat der Holger von Shoegazr dafür schon auf seine kostenlose und wirklich tolle Shoegaze-Compilation gepackt.
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Post-Rock für Romantiker: King’s Daughters & Sons

Post-Rock muss nicht immer Metal-Ausmaße erreichen. Dank dem neuen Album der King’s Daughters & Sons können sich nun auch schreckhafte Persönlichkeiten, Romantiker und Singer/Songwriter-Fans dieser Musikrichtung nähern. Auf dem Album mit dem rätselhaften Titel „If Then Not When“ gibt es sogar Gesang. So epochale Ausbrüche wie bei Mogwai oder Explosions In The Sky sind nicht dabei, stattdessen: Schwermütige Folkklänge mit Steigerungssucht, die sich nur punktuell zu Dramatik-Ungetümen aufbauschen. Sehr schön, besonders wenn’s draußen immer so dunkel ist.
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Neues aus Indiefolk-Land: Stealing Sheep

Stealing Sheep machen auf ihrer EP „Noah & The Paper Moon“ verhallten Folkpop mit Schellenkranz und okkulten Chorgesängen und wurden schon kräftig von Jarvis Cocker beworben. Die CocoRosie-Schwestern dürften eine große Inspiration gewesen sein, wenn man die süßen Stimmchen und dem Kinderspielzeug-Einsatz glauben darf. Das Mädchen-Trio aus Liverpool gibt sich aber weitaus mystischer, die Gitarren psychedelisch und die Melodien immer ein bisschen neben der Spur. Das Dabütalbum soll 2012 erscheinen, wir bleiben dran.
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Atlas Sound

Nach Jahren der Nicht-Beachtung hat es Bradford Cox alias Atlas Sound nun wirklich geschafft: vom absoluten Geheimtipp zum Album der Woche in sämtlichen Medien. Das hört man gerne. Neben der tollen Musik können die Radiomoderatoren und Rezensenten zum Thema Cox ja auch so viel erzählen: Nach einer schweren Kindheit und zwei Todesfällen im engsten Umfeld leidet das angeblich asexuelle Musikgenie auch noch an dem ziemlich seltenen Marfan-Syndrom, das dafür sorgt, dass er wie ein Magersüchtiger mit Pergamenthaut aussieht. Nicht weniger interessant ist die Musik von Bradford Cox. Neben seinem Soloprojekt Atlas Sound führt er auch seit zehn Jahren Deerhunter an.
Am besten lässt sich „Parallax“, sein dritte Soloalbum, wie auch schon seine Vorgänger als verquerer, meist sphärischer Dreampop beschreiben, der diesmal etwas zugänglicher ausgefallen ist. Das klingt dann wie in „Te Amo“ mal nach einer männlichen, britischen Björk oder im Titelsong und schockierend hittigem „Mona Lisa“ sogar nach der Experimentierfreude der letzten MGMT-Scheibe (dessen Andrew VanWyngarden auch beteiligt war).

