Coldgaze – oder wie shoegaze schwarz wurde

In letzter Zeit ist tatsächlich zu beobachten, dass das Genre Shoegaze in der schwarzen Szene angekommen ist. Das ist für mich in erster Linie mal eine gute Nachricht, war ersteres Genre prägend für meine musikalische Entwicklung.
Mein anderer Schwerpunkt, Postpunk und Minimal hatte seit den 90er Jahren ja wenig Begegnungspunkte mit der britischen Indiemusik zugerechneten Bands à la My Bloody Valentine und Ride mit denen ich sozialisiert wurde. Freilich gehen die gemeinsamen Wurzeln in den 80er Jahren auf Bands wie The Jesus & Mary Chain zurück.

Genau diese Tradition haben Bands aus dem Fredericksburger Umfeld wie Ceremony oder davor Skywave (Ceremony’s John Fedowitz da zusammen mit Oliver Ackermann von A Place To Bury Strangers) aufgegriffen und nachdem myspace die Schublade aufgemacht hatte, das Shoegaze Revival (oder „Nugaze“) der 00er Jahre kompatibel mit gitarrenaffinen schwarzen Veranstaltungen gemacht.

Zuletzt gab’s immer mehr Veröffentlichungen bei denen die Grenze schon nicht mehr zu verorten war. Mit dem Einsatz der Drum-Computer wurde diese auch zum Minimal Synth überwunden.
Und so stellt der Weg aus Virginia von Screen Vinyl Image

– deren Vorläufer Alcian Blue

– über The KVB

Tropic Of Cancer

Phosphor

– und dem Nachfolger Minuit Machine

sogar eine Verbindung zum bereits erwähnten Witchpop her.

Auch die Psychedelic-Rocker von Blue Angel Lounge hierzulande werden immer düsterer:
Walls ep (2013)

Die neu entstandene Klangfarbe ist also wie geschaffen für das lunaland-Universum. Auch wenn man einer angesichts dieser Ausdifferenzierungen musikalischer Subkultur vielleicht eher von Mikrokosmos sprechen wird. Aber das wäre er ja nur wenn man in der eigenen musikalischen Nische verharren wollte und sich nicht über die gewachsene Aufmerksamkeit freuen könnte.
Veranstaltungsreihen die diesen Trend aufgreifen und weiter tragen gibt es auch schon mit „White Circles“ in Leipzig (zusätzlich mit Witch House) oder Temptation im Köln, deren Eröffnungsplayliste vom Oktober sich wie eine Kombination aus LOSTCLUB und lunastrom mit einer Prise Six Beats Under liest. Im Dezember (20.) werde ich als dort als Gast-DJ spielen und tanzen, was mich sehr freut. Der November-Termin ist leider zeitgleich mit SUBLIME, die sich in letzter Zeit ja leider ganz schön rar gemacht haben.
Aber bis Dezember wird auch das neue Ceremony Album erscheinen sein, dass ich danngleich einsetzen kann.

Für 2014 steht eigentlich außer Frage, auch hier was Derartiges zu etablieren.