In London sind die Konzerte von Claire Boucher alias Grimes schon lange im Voraus ausverkauft. Hierzulande ist sie bisher nur fleißigen Bloglesern ein Begriff. Die Kanadierin verleiht dem neuen Witch-House-Genre, aus dem wir schon Esben And The Witch oder Zola Jesus kennen, noch mal neuen Schwung. Denn hier setzen die Songs nicht nur auf Mystik und Düsternis, sondern auch auf Melodie und Struktur. Quasi Witch-House-Party.
Industrial, Punk, Pop, Electro, Dubstep und eine gehörige Portion Schwarz ergeben unter Grimes‘ Federführung etwas ganz eigenes. Der Drumcomputer darf dabei natürlich nicht fehlen, der Hall auf dem hohen Stimmchen schon mal Überhand nehmen, die Synthies werden punktgenau eingesetzt. Vor allem klingt Grimes auf ihrem zweiten Album „Visions“ nicht halb so sperrig wie ihre Witch-Kollegen, sondern fügt ihrer ätherischen Musik lieber noch eine Prise tanzbaren Robyn-Electropop hinzu. Dass das Album in einer Zeit entstanden ist, in der Boucher nach eigener Aussage lange kein Tageslicht gesehen hat, dürfte erklären, warum „Visions“ trotzdem eher nach düsterer Avantgarde als nach lustigen Charts klingt. Wednesday Addams würde dazu auf ihrem 18. Geburtstag tanzen.