Der Weekender des britischen Labels Northern Star Records war für mich der der diesjährige Anlass meines London Trips. 18 Bands, alle dem Genre Shoegaze nahe stehend, ließen an drei Abenden die Wände der Brixton Windmillund die Gehörgänge der überwiegend männlichen Zuhörer erzittern.
Das Klischee, dass die Bedingungen bei Gigs in England nicht die besten sind wurde einmal mehr bestätigt: kein Backstage, kaum Gage und kleine PA-Anlage (aber auch die kann Pfeifen in den Ohren verursachen). So ging es erstaunlich familiär zu in dem doch recht überschaubaren Venue. Headliner am Freitag waren die Tübinger The Lost Rivers, die, obwohl gesundheitlich angeschlagen mit ihrem neuen Bassiten ein intensives Set spielten. Die Telescopes am Samstag gingen nach all den Jahren live konsequent den Weg der düsteren Noise-Feedback-Expermente, wobei Frontann Stephen Lawrie gerne mal singend in sich zusammenfällt.
Das neue Material von Kontakte wurde mir für Sonntag mit „more heavy stuff“ angekündigt. Ich hatte mich eigentlich auf etwas epischeren Post Rock zwischen all dem Gitarrenlärm gefreut. Tatsächlich aber waren die düster-elektronischen Beats für mich die Neuerung und das durchaus zu meinem Vergnügen. Gitarrist Stuart Low unterstütze dann noch die anschließenden 93MillionMilesFromTheSun bei zwei Tracks. Allein für deren Set hat sich der Weekender gelohnt.
Die DJs hatten es nach den umfangreichen Liveshows erwartungsgemäß schwer, die Leute zu halten und so machte ich mich auf, Londons Nachtleben an einem in dieser Hinsicht zufällig ausgewählten Samstag zu erkunden. Das Time Out als mittlerweile kostenloses Magazin bzw. deren Webseite bot leider wenig Aufschlussreiches und mit der Maßgabe Indie abseits des Mainstreams zu hören landete ich dann doch auf einer schwarzen Party – Invocation at the Minories – die in dem Genre meine Vorlieben sogar recht gut bediente.
Nach dem Ende um 3h, was für Londoner Verhältnisse ja spät ist, ging’s zur Gothic-After Hour „Electrowerkz“, die jeden Samstag bis 7h stattfindet. Damit sollte eigentlich auch alles gesagt sein.
Wer noch bis 6.Mai nach London kommt sollte sich unbedingt die Light Show in der Hayward Gallery im Southbank Centre ansehen. Viele der namhaften Lichtkünstler, von Olafur Eliasson bis James Turrell stellen Aushängeobjekte ihres Schaffens aus. Im Strobolicht tanzende Wasserfontänen, Lichträume und natürlich verschiedenste Lichtobjekte, wie das eindrucksvoll pulsierende S-U-P-E-R-S-T-R-U-C-T-U-R-E von Cerith Wyn Evans locken Besuchermassen, so dass vor einigen Räumen lange Warteschlangen entstehen und teilweise auch die Eintrittskarten ausverkauft sind (Ticketvorverkauf hier). Danke für den Tipp an Miss Shapes von Sublime, die in der Woche zuvor bei My Bloody Valentine dort waren!