The Raveonettes nehmen auf ihrem neuen, sechsten Album Abstand vom tiefschwarzem Sound des letzten Albums „Raven In The Grave“. Musik, um über Blumenwiesen zu hüpfen, macht das dänische Duo aber noch lange nicht. Höchstens über Beton, wie das Mädchen, das in der ersten Single „She Owns The Street“ hemmunglos durch die Straßen tanzt: „I wanna know her / I wanna ask her / I wanna know where she did go wrong / Is it valium / Is it all drugs / Or is it just everyday fun?“.
Nach einer Rückenverletzung und der Diagnose einer Depression zog es Raveonettes-Kopf Sune Rose Wagner für neue Inspiration von New York nach Venice Beach. Dazu kam ein neuer Lebensstil: kein Alkohol, mehr soziale Kontakte, so was. Der Plan ging nicht auf. In L.A. erwartete ihn eine „böse Einsamkeit“, Kreativität stellte sich gar nicht ein. Erst als er wieder auf seine bewährte Art des Songwritings zurückgriff, funktionierte der Prozess: ausgehen, betrunken Ideen notieren, am nächsten Tag etwas draus machen. Plötzlich ging alles ganz schnell, die Songs für „Observator“ waren in einer Woche im Kasten.
L.A. ist trotzdem die beste Erklärung dafür, warum die Platte ein bisschen Sonnenschein abbekommen zu haben scheint. In den meisten Songs wie „Curse The Night“ oder „The Enemy“ ertönt Twee- und Dream-Pop, der sich anhört, als würden The Jesus And Mary Chain und die Pains Of Being Pure At Heart die Instrumente zusammenstecken. Die Verzerrer sind bei den Gitarren am Werk, der Hall bei den Stimmen, die im Zweiergespann immer noch perfekt funktionieren, wie im Pseudo-Acapella-Opener „Young And Cold“. Zudem hat das Duo nach zehn Jahren Bandgeschichte nun das Klavier für sich entdeckt und nahezu unauffällig in seinen Sound gebettet. Die Grundstimmung ist immer noch dunkelgrau, nur verträumter und stellenweise sogar sphärisch. Twee-Gitarren alleine können die dunklen Wolken nicht verdrängen.