Too much M83

Alle scheinen diesen Sound plötzlich zu lieben – aber jetzt mal ehrlich: Ist das jetzt schon Orchester-Electro oder noch poppiger Shoegaze? Oder ein Synthie-Pop-Gewitter, das teils im Dreampop und teils im Postrock wütet? Wenn Anthony Gonzales aka M83 mittlerweile etwas abgehoben klingt, könnte das an den letzten drei Jahren liegen: Da eröffnete der Franzose die Stadion-Shows von The Killers, Kings Of Leon und Depeche Mode. Kein Wunder, dass die Selbsteinschätzung zur sechsten Platte „Hurry Up, We’re Dreaming“ nun so klingt: „Very, very, very epic. Very orchestrated.“

„Epic“ und „orchestrated“ – ja, ist nicht zu überhören. Soll wohl auch jedem sofort ins Ohr springen, siehe Eröffnungsstück aka erste Single „Midnight City“ (mit Zola Jesus und Saxofon!). Je nach Geschmack könnte man auch sagen, dass die musikalischen Gesten zu ausladend geworden sind, die Opulenz bisweilen erstickend wirkt. Dazu ist auch noch der Umfang des „Hurry-Up“-Projekts mächtig: Ein Doppelalbum mit 22 Songs. Idee, Umsetzung, Format, Musiker – alles groß, zusammen leider nur so groß, dass es die Musik teilweise in den Schatten stellt. Songs wie „Claudia Lewis“ übertreiben es, begraben jedes Gefühl unter Tonnen von Synthetik und funkigen Achtziger-Anleihen, die definitiv noch zu jung sind, um wieder gut zu klingen.

Natürlich gibt’s aber auch strahlende Höhepunkte. Eine Fünfjährige klärt uns über die psychedelische Wirkung von giftigen Fröschen auf, „The Bright Flash“ reagiert sich nach softem Einstieg gekonnt am Postrock ab und die Flöten in „New Map“ sind schon eine Überraschung wert. Das Highlight des Doppelalbums ist allerdings das ruhigste Stück „Wait“, wenn die Synthies erstmals Pause haben und Gonzales seine Stimme über fünf Minuten zu epischen Akustikgitarren und Streichern im Hall verliert.